Surferstrand

cf: Channel

Kaum merklich fing Destiny an zu zittern. Sie war oft hier gewesen..auch außerhalb ihrer Schulzeit, denn in der Nähe hatten sie ein Ferienhaus.
Sie hatte ein schelchtes gewissen, weil sie Will nicht alles gesagt hatte. Immer wieder sah sie kurz zu ihm, biss sich auf die Lippen und sah wieder verschämt zu Boden.
Nebenbe ärgerte sie sich noch über sich selber.. wie konnte sie diesen tag nur vergessen?
Der Tag..der ihr ganzes Leben veränderte..
den tag..denn sie versucht hatte zu unterdrücken..
den tag, wo sie nicht nur ihren besten Freund verloren hatte, sondern auch..ihre zweite Hälfte..ihren.. Zwillingsbruder. Nie hatte sie jemanden davon erzählt, doch WIll konnte sie es erzählen.
Destiny ließ sich in den Sand fallen und sah aufs Meer raus. Ihre Gedanken schweiften Jahre zurück.

Will merkte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Desteniy verhielt sich so … komisch. Sie redete den ganzen Weg zum Strand kein einziges Wort, blickte immer wieder kurz zu ihm hoch, dann aber schnell wieder weg. Was war nur los? Will war ratlos. Da es so aussah, dass Destiny ihm nichts von alleine sagen würde machte er einen Schritt auf sie zu. „Hey Happy. “ Er setzte sich neben sie in den Sand & umarmte sie. „Was ist denn los? Rück raus mit der Sprache. Habe ich etwas falsch gemacht? Wenn du es …. Mir nicht erzählen willst, ist es okay. Aber ich würde es gerne erfahren.“

Sie legte den Kopf auf seine Schulter.
"Heute sollte ich alles andere als happy sein", murmelte sie und konnte eine Träne nciht aufhalten.
"Ich..hab dir nicht alles gesagt", gestand sie.
"Das mit deinem Bruder..ich weiß genau wie du dich fühlst...denn. mir ging es genau vor einem Jahr genau so", sie schluckte bevor sie weiter Sprach.
"Genau heute vor einem Jahr..war ich auf einem Konzert.. mit meinem Bruder und meinen freundinnen..wir hatten etwas zu viel getrunken..und Paul..mein..Zwillingsbruder hatte nichts getrunken, also brachte er mich nach hause..denn er wollte noch zu seinen Freunden..doch ich habe ihn immer wieder leicht abgelenkt..wir haben SOngs von der Gruppe gehört, die wir life gesehen hatten..und dann...ganz plötzlich..kam von der seite..ein LKW und...Paul..lag erst im Koma, doch dann er war zu schwach..und ist gestorben" und es war Destinys Schuld..da konnte ihr keiner Was einreden.
Es fiel ihr verdammt schwer darüber zu reden, denn sie hatte es unterdrückt.

Will sah sie mitfühlend an. Als eine Träne über ihre Wange kullerte, wischte er sie sorgfältig weg. Er war genau in solch einer Situation gewesen, aber heute ging er schon ein wenig besser um, mit dem Tod seines Bruders. Er gab sich nicht mehr die Schuld dafür. Meistens jedenfalls. „Ach komm her.“ Er drückte sie noch fester an sich & sah hinaus aufs Meer. „Ich weiß genau, was du durchmachst. Du gibst dir die Schuld an all dem & anfangs geben dir viele Menschen die Bestätigung dafür. Man fühlt sich schrecklich. Nach einer Weile hingegen, ändern sie ihre Meinung & sagen, du seiest nicht schuld daran. Aber dann ist es zu spät. Ich war zu dieser Zeit schon so tief drin & keiner half mir raus.“ Er sah zu Destiny & hob ihr Kinn an, so dass sie ihn ansehen musste. „Weißt du was? Ich werde es nicht zulassen, dass du genau solche Phasen durchlebst wie ich. Man kommt schwer davon weg. Wenn du dir die Schuld gibst, dann kann ich daran nichts ändern, aber ich weiß, dass dein Bruder es nicht macht. Ich habe ihn nie kennenlernen dürfen, genauso wie du Mikey nicht kennenlernen durftest. Aber er würde es nicht tun & ich wette was, dass es ihm sein Herz bricht, dass er dich so sehen muss.“ Will wusste nicht recht, wie sie reagieren würde, denn der Tod eines geliebten Menschen ist ein sehr heikles Thema.

Sie nickte leicht, obwohl sie schuld hatte. Sie hatte ihren Bruder abgelenkt..sonst hätte er ausweichen können.
Destiyn legte einen Arm um Will.
"Das ist das erste mal, das ich darüber rede.. ich habe meine Gefühle nie gezeigt..nur wenn ich alleine war, dann kam alles aus mir raus.
Ich hab es ja eigentlich auch überwunden..nur..ist heute sein Todestag..und ich bin nicht zu Hause und kann bei seinem Grab sein"; sie brach ab und legte eine Hand auf ihre Kette mit dem Kreuzanhänger..es war eigentlich eine für Jungen, doch ihr war es egal..sie hatte ihrem Bruder gehört. Sie küsste die Kette kurz und legte dann einen Arm um Will.
"ich bin froh, das ich dich hab", gab sie zu.

Will verstand sie sehr gut. Als sie die Kette nahm, dachte er sofort, dass sie ihrem Bruder gehört hatte. Er versuchte sie wieder zu trösten. „Also es ist eigentlich egal wo du bist. Hauptsache du denkst an ihn. So wie du ihn erlebt hast, als er total glücklich war & Spaß hatte.“ Er dachte an die Sterbetage seines Bruders. „Ich hatte letztes Jahr eine Klausur, genau auf dem Tag. Ich hatte einen Flug nach Hause gebucht, habe ihn dann aber wieder abgesagt. Mein Bruder hätte nicht gewollt, dass ich in der Schule etwas verpasste. Er war doch sowieso immer bei mir. Ich stelle mir das halt so vor. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Aber geliebte Menschen verlassen einen nie ganz. Sie sehen dir bei allem zu & passen auf dich auf. Obwohl man sie nicht sieht, merkt man eine gewisse Anwesenheit.“ Er war sich nicht sicher, ob er gerade das richtige tat, denn er wollte sie aufbauen. Er sah nicht gerne zu, wenn jemand weinte. Aber ob er gerade das richtige gesagt hatte? Das war wieder eine andere Frage, jeder stand zu dem Thema anders. Er empfand dies so & mit der Einstellung konnte er besser Leben.

Sie lächelte und hörte sich Wills Worte an.
"Ich werde ihn nie vergessen können..auch wenn ich es dieses Jahr völlig unterdückt habe..aber er wirde immer ein Teil von mir bleiben..bei jedem Song den ich singe..erkenne ich nicht nur mich..sondern auch ihn wieder.
Alleine wegen ihm hab ich mit dem Partys aufgehört..aber seine letzen Worte..werde ich nie vergessen..
'lebe dein Leben, als wenn keiner um dich rum wäre..'"
Dann zeigte sie auf die Stelle unter dem Steg.
"Vor ein paar Jahren..ich glaube da waren wir 7 oder so..haben wir eine Kinste dort vergraben..in ihr standen alle unsere Wünsche drinne und Fotos und unsere schönsten Erinnerungen", erklärte sie ihm und lächelte.
"deswegen wollte ich hier so schnell hin..weil hier verbindet mich sehr viel mit ihm"

Der Junge nickte nur, denn Destiny hatte recht. Ihr Bruder war ihre zweite bessere Hälfte gewesen. Das ist doch meistens so bei Zwillingen oder?? Die Erinnerung an die vergrabe Kiste zog sie hier her an den Strand. Das konnte er sehr gut verstehen. „Wart ihr, also du & deine Familie oft hier beim Strand?“ Dann dachte Will an Paul, wie er so war. Ob er Destiny ähnlich sah. Er fragte sie ganz einfach. „ Erzähl mir was von ihm. Wie war er so, auch so ein lebensfroher Mensch wie du? Hatte er auch etwas mit Musik zu tun? Habt ihr euch so verstanden, wie das bei den meisten Zwillingen so ist?“ Vielleich überfiel er sie gerade mit Fragen, aber das war ihm egal. Er wollte unbedingt ein genaueres Bild von Paul bekommen.

Destiny nickte. Es tat gut mit jemanden zu reden, der verstehen konnte, wie sie sich fühlte.
"ja.. wir waren fast jeden Sommer hier, so bin ich auch auf die Schule gekommen. Wir haben hier in der Nähe ein Ferienhaus. Paul war.. einfach er selber. Er hat sein Leben gelebt als wenn es kein Morgen geben würde. Paul hatte immer eine Kamera dabei und am liebsten hat er mich gefilmt, warum wusste ich nicht wirklich. Aber er hat ohne mich zu fragen ein Bewerbungsvideo hier hingeschickt, weil er wusste wie gerne ich hier her gehen würde.
Mit Musik hatte er nicht wirklich viel zu tun, nur hat er mich immer dabei gefilmt, wie ich singe", sie lächelte kurz.
"Wir haben uns super verstanden. Wenn ich mal Mist gebaut habe war er für mich da und anders rum. Wir waren wie die besten Freunde", jetzt hatte sie so viel von sich erzählt, jetzt wollte sie auch was von Will hören.
"Wie war das bei dir und Maiky?", fragte sie und sah zu ihm hoch.

Der Junge nickte nur, denn fand es gut ein besseres Bild von Paul zu bekommen. „Mhh. Was du so erzählst war er ein toller Bruder & auch bester Freund.“ Auf die nächste Frage war er nicht so ganz vorbereitet. „Naja, also …. Er war einfach ein kleiner lebensfroher Junge. Mein kleiner, nerviger Bruder. Er liebte es mich zu ärgern & mich bei unseren Eltern anzuschwärzen. Obwohl ich oft echt wütend auf ihn war & mir wünschte, dass er nicht da gewesen wäre, ich… vermisse ihn. Heute denke ich ziemlich oft darüber nach, dass ich es ihm öfter hätte sagen können. Aber …. Er wusste es & … er war so ähnlich wie ich.“ Will fing an zu lächeln & stellte sich seinen Bruder vor, wie er immer mit ihn herum gehüpft ist. „Wenn du es so sehen willst, er war eine kleinere Ausgabe von mir. Du & ich … wir haben was Ähnliches durchgemacht.“ Will hielt ihre Hand fest & sah hinaus auf das Meer.

Destiny hörte ihm gespannt zu.
Bei seiner letzten Aussage nickte sie.
"Ja.. aber vielleicht ist genau das der Grund, warum wir uns so gut verstehen. Du weißt, was ich durch mache und ich weiß, was du durch machst", sie sah weiter aufs Meer. Wie gerne würde sie jetzt einfach reinlaufen?
Ohne das sie es merkte stand sie schon auf und zog Will mit hoch.
"Komm mit"; grinste sie und ging in Richtung Wasser, auch wenn das verdammt kalt sein musste.

Will sah sie entgeistert an. „Geht’s dir noch gut? Das Wasser ist doch sicherlich eiskalt. Ich möchte doch nicht erfrieren?“ Oder vielleicht doch?? Sie konnten sich danach wieder aufwärmen … Naja egal. Er ließ sich von Destiny mitziehen & ging wiederwillig ins Wasser. „Huch … Ich weiß nicht so recht.“ Er machte einen Schritt nach dem Anderen, sehr langsam. Es musste aussehen, als wäre Will ein Weichei, was auch in mancher weiße stimmte. Aber kaltes Wasser konnte er wirklich nicht ausstehen. „Also ich glaube du bist lebensmüde, aber egal. Was ist dir gerade durch den Kopf gegangen, als du mich hier rein gezogen hast?“ Die zwei schlenderten durch das seichte Ufer & Destiny ging immer weiter hinein. Nach einer gewissen Zeit war es nicht einmal mehr so kalt, deshalb fing Will an, den Spaziergang zu genießen. Er legte einen Arm um sie & lächelte.

Destiny lachte leicht und ging immer ein kleines Stück weiter rein. Es war verdammt kalt und morgen wäre sie mit Sicherheit krank, aber ihr war es so gut wie egal.
Als Will immer nur mit kleinen Schritten rein ging, spritzte sie Wasser in seine Richtung, aber so, das sie ihn nie traf.
"Und nein..ich bin nicht lebensmüde", kicherte sie und bei seiner nächstenfrage lachte sie kurz.
"Ganz ehrlich? Nichts.. ab und zu entscheide ich sowas von spontan und denke mir einfach nichts dabei!"
Auch sie legte den Arm um Will.
"Außerdem.. war es etwas, was ich mir mal vorgenommen habe..einmal in saukaltes Wasser zu gehen", sagte sie und lächelte.
Aber was sie sich noch vorgenommen hatte, verschwieg sie wieder, das war ihr etwas peinlich.

Will tat ein wenig beleidigt, als sie versuchte ihn nass zu spritzen. Aber er konnte ihr nichts mehr vorspielen. Das spontane an Destiny kannte er jetzt schon ein wenig & er mochte es nicht unbedingt. Obwohl so schlecht war diese Eigenschaft auch wieder nicht. „Du hast dir sicherlich mehr vorgenommen oder?? Ich meine, man nimmt sich doch nicht nur eine einzige Sache vor. Komm schon, erzähl es mir?!“ Der Junge wusste, dass Destiny ihm etwas verschwieg. Er kannte sie halt schon etwas länger & mit der Zeit bemerkt man, wenn der andere einem etwas verschweigt. „Naja, wenn du es mir nicht erzählen willst, muss du natürlich nicht. Aber ich bin neugierig & würde es gerne wissen.“ Er war sich sogar ziemlich sicher, dass sie etwas verschwieg, denn sie lächelte so zaghaft.

Destiny musste kichern.
"Okay okay.. aber ich weiß jetzt schon, das du mich auslachen wirst..da bin ich mir zu 100% Sicher", sie überlegte kurz.
"Na ja..ich habe mir schon einiges vorgenommen, aber eine Sache davon ist.. gott ist das peinlich", auch wenn sie es noch nicht ausgesprochen hatte, wurde sie rot.
"Das Versprechen von meinem Bruder einlösen..der meinte ich wäre zu feige und würde es niemals wagen wild in einem Möbelhaus herumzuknutschen..genauer in der Bettenabteilung."
Jetzt würde er sie bestimmt für völlig durchgeknallt halten, aber sie hatte es ihrem Bruder nunmal versprochen...auch wenn er es nicht mehr sehen konnte, würde sie das Versprechen einhalten wollen, denn sie war bestimmt keine Spießerin oder so.

Anfangs wollte er ihr noch versprechen, nicht zu lachen, aber er ließ es lieber. Denn wie er Destiny kannte würde er wirklich lachen. Als sie das mit dem rumknutschen in der Bettenabteilung erzählt hatte, fing Will an hemmungslos zu lachen. Er lachte & lachte & konnte fast nicht mehr aufhören. Er musste einmal durchatmen, um normal reden zu können. „Okay. Also ich bin geschockt um ehrlich zu sein. Was hast du da nur deinem Bruder versprochen?!“ Will war sich nicht sicher, ob sie das Versprechen von alleine einlösen würde, aber … er würde das schon machen. „Also das könnten wir mal machen.“ Er holte tief Luft um nicht wieder lachen zu müssen. „Wieso hast du ihm so etwas versprochen? Ich meine, was ist so schlimm in einer Bettenabteilung zu knutschen?“ Will hatte nichts dagegen, dann würden die Verkäufer wenigstens mal was Aufregendes erleben.

Will lachte..und lachte..und lachte.. wurde schon erwähnt, das Will lachte?
Doch da Destiny ihn kannte, war sie nicht wirklich sauer, sie musste ja selber auch lachen.
"Na ja.. ich habe ihm versprochen, das ich in ein X-beliebiges Möbelhaus gehe, mit einem Typen stumpf in die Bettenabteilung gehen, mich auf eins der Betten zu legen.. und rum zu knutschen", erklärte sie noch mal und stupste mit dem Finger gegen die Wasseroberfläche.
"Find du mal jemanden, der das mit dir machen würde..gar nicht so einfach.. die sind doch alle nur feige", murmelte sie.
Ob Will so was machen würde? Sie hatte keine Ahnung. Aber der Gedanke, das er es machen würde.. würde ihr schon gefallen.

Destiny bekam eine SMS und antwortete.
"Will? Ich bin mit ein paar Mädchen Pizza essen okay?
Wir reden später weiter..", sie küsste ihn noch mal kurz und ging aus dem verdammt kalten Wasser.
Zum umziehen war leider keine Zeit mehr, also musste sie nass wie sie war in die Stadt

tbc: Pizzeria